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„Die Menschlichkeit hat gesiegt“ – Nour Almohamed ist in Bad Kreuznach angekommen

Astrid Peekhaus und Sabine Wusterhausen freuen sich, dass die Mühe sich gelohnt hat!

Bad Kreuznach. Schon zu Beginn des Jahres bat Pfarrer Siggi Pick vom Pfarramt für Ausländerarbeit um Unterstützung und Spenden für die Familie Almohamed aus Syrien. Seit fast vier  Jahren war die syrische Familie Almohamed aus der Stadt Deir ez-Zor auf der Flucht, nachdem am 03.11.2014 ihr Haus durch einen Raketenangriff zerstört wurde. Dabei wurden die Mutter und ihre Tochter Nour schwer verletzt. Nour war damals 22 Jahre alt und verlor bei dem Angriff einen Arm. Inzwischen leben vier Brüder und eine Schwester mit Mann und Familie in Bad Kreuznach. Die Eltern lebten mit Nour seit der Flucht aus Syrien immer in einem Lager in der Türkei.

Die hier in Deutschland lebenden Geschwister hatten erreicht, dass die Eltern ein Visum erhalten, weil der 15-jährige Sohn Riyad ein Recht auf den Familiennachzug seiner Eltern hat. Die volljährige Tochter allerdings hatte dieses Recht nicht. Die Eltern wollten ihre schwer behinderte Tochter aber nicht alleine schutzlos und gefährdet im Camp in der Türkei zurücklassen. 

Die Kreisverwaltung Bad Kreuznach sah für Nour Almohamed einen Härtefall als gegeben an. Sabine Wusterhausen, die die Familie ehrenamtlich betreut, erklärte im Sommer: „Wir sind froh darüber, dass die Kreisverwaltung sagt, dass Nour Almohamed ein Härtefall ist.“ Ein Visum kann dann erteilt werden, wenn dies zur Vermeidung einer außergewöhnlichen Härte erforderlich ist. „Im vergangen Jahr (2017) geschah das in ganz Deutschland nur in 80 Fällen“, wusste Pfarrer Pick zu berichten. Allerdings muss auch bei einem Härtefall der Lebensunterhalt und die Krankenversicherung von Nour Almohamd von der Familie nachweislich finanziert werden.

Deshalb hatte das Pfarramt für Ausländerarbeit schon zu Beginn des Jahres zu Spenden aufgerufen. Der Kirchenkreis An Nahe und Glan und die Bürkle Stiftung hatten ihre Hilfe zugesagt. Die Superintendentin des Kirchenkreises Astrid Peekhaus war von Anfang an der Meinung, dass „es es eindeutig ist, dass diese Familie zusammenleben muss.“ 

In einem heutigen Pressegespräch konnte sie dann Nour Almohamed in Bad Kreuznach begrüßen. „Die Menschlichkeit hat gesiegt“, sagte Astrid Peekhaus und ergänzte: „Schön, dass sie alle hier sind.“ Auch der Vater von Nour Almohamed bedankte sich für die Hilfe. Nach mehr als vier Jahren kann die Familie jetzt wieder zusammen leben. Für die Mutter war es schlimm, ihren mittlerweile 16-jährigen Sohn vier lange Jahre lang nicht sehen und umarmen zu können. 

Als „Ersatzmutter“ fungierte Sabine Wusterhausen. Sie kümmerte sich um die nach Deutschland gekommen Kinder, half ihnen bei der Eingliederung in die Gesellschaft. Jetzt möchte Nour Almohamed zuerst die deutsche Sprache lernen und sich dann eine Arbeit suchen. Mit alten Menschen oder Kinder würde sie gerne arbeiten. Pfarrer Pick sagte: „Wir suchen jetzt eine Wohnung für die Familie und schauen nach Rehabilitationsmöglichkeiten für Nour.“ Dabei hat Dr. Borsche schon seine Hilfe zugesagt. Der Vater hofft, dass endlich eine geeignete Armprothese für seine Tochter gefunden wird. In dem Lager in der Türkei war das unmöglich.

Die Familie Nour ist sichtlich froh und zutiefst dankbar für die Hilfe aus Bad Kreuznach und Umgebung. Sabine Wusterhausen konnte strahlend sagen: „Es war die Mühe der Arbeit wert.“ Pfarrer Pick ergänzte: „Wir wünschen euch alles Gute und Segen.“ Die Superintendentin versprach: „Wir sind auch weiter für euch da!“

 

19.10.2018 – Peter Dietz