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30 Jahre Partnerschaft mit Rwanda

Die Ausschussmitglieder beim Jubiläum (Links die Gründungsmitglieder Margot Holbach, Ilse Klein und Irene Deveaux)

Kirn. Seit ziemlich genau 30 Jahren treffen sich engagierte Mitglieder aus verschiedenen Gemeinden des Kirchenkreises An Nahe und Glan, um sich für die Partnerschaft mit der Synodalregion Rubengera der Presbyterianischen Kirche in Rwanda (EPR) (heute: Presbytery Rubengera) einzusetzen. Die erste Sitzung fand am 15. Oktober 1988 ebenfalls in Kirn statt. Aus dem Synodalen Arbeitskreis Rwanda (SAR), wurde 1996 dann der Synodale Fachausschuss Rwanda des Kirchenkreises An Nahe und Glan (SFR). Schon im August 1991 übernahm Margot Holbach den Vorsitz, den sie erst im Sommer 2018 an Joana Kunz abgab. Aktuell werden 15 Kirchengemeinden durch ihre Delegierten im Ausschuss vertreten.

Die Eglise Presbyterienne au Rwanda hat ihren Sitz in der Hauptstadt Kigali und wird seit 2015 von Pfarrer Dr. Pascal Bataringaya geleitet, der in Bochum promovierte. Die Presbytery Rubengera der EPR liegt im Westen am Kivu-See und  zählt mit zu den ärmsten Regionen des Landes.

Geplant und organisiert werden im Ausschuss regelmäßige, gegenseitige Besuche, die sehr wichtig für die gemeinsame Arbeit sind. Sie sind hilfreich, um die Denkweise des Partners zu verstehen. Seit 1989 findet jährlich ein Partnerschafts-gottesdienst statt, der zeitgleich am ersten Sonntag im September in allen Gemeinden der Presbytery Rubengera und im Kirchenkreis An Nahe und Glan gefeiert wird. 

Mit den Spendengeldern, die der SFR im Laufe der Jahre gesammelt hat, konnten z. B. wesentliche Renovierungsarbeiten an den Kirchen in Ruanda unterstützt werden (insbesondere Kirchendächer). Im Rahmen des Schuldgeldprojektes wurde Kindern und Jugendlichen der Schulbesuch ermöglicht. Außerdem hat der SFR die vorbildliche Versöhnungsarbeit der EPR in Rwanda, die inzwischen weltweite Anerkennung findet, durch die Mitfinanzierung von Seminaren unterstützt.

In besonderer Weise kümmerte man sich in der Vergangenheit um „Kinderfamilien“. Sie erhielten zur regelmäßigen Grundversorgung Nahrungsmittel und regional angepasstes Saatgut, eine Hacke, Gießkanne und eine Ziege. Alle Mitglieder der Familien wurden krankenversichert und die größeren Kinder konnten die Schule besuchen. Als Betreuer standen ihnen pädagogisch geschulte Mitarbeiter des Diakoniekomitees bei allen anfallenden Problemen zur Seite.

Am 1. Januar 2018 begann das aktuelle Projekt für „Junge Mütter“, das die Partner „Keine Angst, das Leben geht weiter“ genannt haben. Junge Frauen im Alter von 15-20 Jahren lassen sich aus Unwissenheit und Naivität oder in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf Sex ein. Oft sind auch Nötigung und Gewalt im Spiel. Sie werden schwanger und bekommen ein Kind. Nicht nur die Kindsväter wenden sich ab, auch von der Familie werden die jungen Mütter häufig verstoßen. Sie haben keine Perspektiven, weil Not für Mutter und Kind vorprogrammiert sind. Das Projekt hat eine Laufzeit von 2 Jahren und unterstützt pro Jahr je 100 Mütter und ihre Kinder. Sie sollen erfahren, dass sie nicht alleine gelassen sind. Sie erhalten Zuwendung und seelische Stärkung, damit die jungen Mütter lernen, ihr Kind zu lieben. Auch die richtige Ernährung und Versorgung der Babys, die Wiederaufnahme in die Familien, die Aufklärung zur Vermeidung weiterer ungewollter Schwangerschaften, eine Krankenversicherung für Mutter und Kind, die Fortsetzung der Schulausbildung und die Vermittlung von Fertigkeiten, mit denen sie ihren Lebensunterhalt verdienen können, sind Grundlage des Projektes. Die jährlichen Kosten von € 23.500 sollen durch Spenden und Kollekten aufgebracht werden.

Bei der Jubiläumssitzung in Kirn waren auch drei „Gründungsmitglieder“ anwesend. Margot Holbach aus Rüdesheim, Irene Deveaux aus Kirn und Ilse Klein aus Heimweiler sind von Anfang an mit Begeisterung im SFR. Irene Deveaux erinnerte sich an die erste Begegnung: „Wir saßen im Kreis und keiner wusste, was es geben soll, was es sein soll.“ Margot Holbach ergänzte: „Grund des Treffens war ein Informationsabend über Rwanda.“ Sie erinnerte sich daran, dass 1988 ein Austauschpfarrer aus Afrika in Weinsheim war. Ilse Klein dachte an manch langen Abend zurück. „Wir hatten auch Sitzungen, die bis halb eins in der Nacht dauerten – und das nicht nur einmal.“ Im Anschluss an die Jubiläumssitzung wurde dann bei einem Glas Sekt und Snacks an die Vergangenheit gedacht und auf weitere, mindestens 30 erfolgreiche Jahre angestoßen.

27.09.2018 – Peter Dietz