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Eine Chance für die Integration - BonCafé dehnt sein Angebot in die Region aus

Das hauptamtliche Team von „Aktiv für Flüchtlinge 2.0“ im BonCafé inmitten von Geflüchteten und Menschen, die sie unterstützen. Von links: Berthold Sommer, Samira Hashemi, Tahani Maan, Dagmar Petry, Nina Hilgert und Saeid Jahnsouz. (Foto: Marion Unger)

Das BonCafé ist ein niederschwelliges Angebot ehrenamtlicher Unterstützung, das gerne von Geflüchteten aufgesucht wird. (Foto: Marion Unger)

Kreis Bad Kreuznach/Rümmelsheim. Das BonCafé, Begegnungsstätte für Geflüchtete und Einheimische, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, geht in die Fläche. Das niedrigschwellige Angebot mit seinen festen Zeiten jeden Mittwochnachmittag im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bad Kreuznach ist ein Erfolgsmodell. Eine erste „Filiale“ entwickelt sich zurzeit in Rümmelsheim. 

Unter dem Dach der Interkulturellen Gemeinde An Nahe und Glan ist das BonCafé ein unverzichtbarer Ort der Begegnung und Beratung geworden. Damit treibt es das diakonische Engagement des evangelischen Kirchenkreises für Geflüchtete voran. Den Rahmen dieser Aktivitäten bildet das Projekt „Aktiv für Flüchtlinge 2.0“, das vor wenigen Tagen die lang erwartete Zusage von EU-Mitteln aus dem Asyl, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) erhielt. Sehr zur Freude von Superintendentin Astrid Peekhaus. „Das Projekt nimmt nun richtig Fahrt auf und das BonCafé als Anlaufstelle für ehrenamtliche und geflüchtete Menschen dehnt sein Angebot auch außerhalb Bad Kreuznachs aus“, erklärt sie und betont: „Hier zeigt sich, wie wichtig und wie erfolgreich diakonische Arbeit mit Ehrenamtlichen ist.“ 

Die Förderung ermöglicht intensive hauptamtliche Unterstützung und Begleitung eines ehrenamtlich arbeitenden Teams. Zudem schafft sie Raum für neue Aktivitäten. Eine davon ist ein Begegnungscafé in Rümmelsheim, zu dem kürzlich eingeladen wurde. „Kern unseres Auftrags ist die Gewinnung von Ehrenamtlichen“, erläutert Berthold Sommer, Projektleiter von „Aktiv für Flüchtlinge 2.0“. „Das BonCafé ist dabei die zentrale Maßnahme.“ Rund 20 ehrenamtlich arbeitende Personen organisieren jede Woche das Café. „Ungefähr die Hälfte davon sind Geflüchtete, die schon lange hier leben“, berichtet Samira Hashemi. Die junge Frau, die aus dem Iran stammt, ist in ihrer eigenen Gemeinde in der Flüchtlingshilfe engagiert und gleichzeitig hauptamtlich bei „Aktiv für Flüchtlinge 2.0“ beschäftigt. Wie viele aus dem ehrenamtlichen Team ist sie damit ein wichtiges Bindeglied zwischen der Interkulturellen Gemeinde und der Gemeinschaft der Geflüchteten. 

Menschen aus Ländern von Afghanistan bis zur Ukraine zählen zu den Gästen des BonCafé. „Das ist ein Ort, wo man einfach ohne Termin hingehen kann“, beschreibt Samira Hashemi das Prinzip des Angebots. Geflüchtete finden dort vielfältige Unterstützung und Beratung, etwa beim Ausfüllen von Formularen oder bei der Jobsuche und man trifft dort Einheimische, mit denen man sprechen und dabei sein Deutsch verbessern kann. Regelmäßiger Gast ist auch Integrationskoordinator Manfred Karst von der Stabsstelle Flüchtlingskoordination der Stadt Bad Kreuznach.

Die positiven Erfahrungen in Bad Kreuznach will das Team nutzen und ähnliche Aktivitäten im Landkreis anbieten. Einen ersten Versuch gab es in Rümmelsheim. Hier nahmen junge Männer aus Syrien aus der Wohnstätte der Verbandsgemeinde Langenlonsheim-Stromberg in Burg Layen an der ersten Begegnung mit Ortsbürgermeister Manfred Wein, Rümmelsheimer Bürgerinnen und Bürgern, ehrenamtlichen „Dorfpflegern“, einer Vertreterin des Sozialamts sowie Begleitpersonen des DRK und ASB teil. 

Mit der Bewilligung der EU-Mittel ist die Arbeit von „Aktiv für Flüchtlinge 2.0“ bis Ende 2026 gesichert und es besteht die Möglichkeit einer Verlängerung. An der Finanzierung beteiligen sich zudem Stadt und Landkreis Bad Kreuznach, die Evangelische Kirche im Rheinland sowie der Kirchenkreis An Nahe und Glan. 

„Jetzt ‚profitiert‘ Deutschland über die verbesserte Mittelausstattung in der neuen Förderperiode des AMIF davon, dass wir in den letzten Jahren mehr Flüchtlinge aufgenommen haben als andere EU-Länder“, meint Berthold Sommer. Entscheidend sei jedoch, dass sich immer wieder Menschen fänden, die sich auf ein freiwilliges Engagement einließen und sich aktiv für die Integration der Geflüchteten engagierten. „Ehrenamt und freiwillige Dienste sind weder ‚Sahnehäubchen‘ noch ‚Lückenbüßer‘ des Sozialstaats, sondern dessen Grundlage“, betont er. 

26.03.2024 - Marion Unger